Am Donnerstag, den 7. März 2019, lud die ebv zu einer Mieterversammlung in die Hako-Eventarena in Wuppertal-Vohwinkel ein. Die Besucher der Veranstaltung eint der Umstand, dass in ihrem Wohnquartier Tesche, ebenfalls in Wuppertal-Vohwinkel gelegen, große Umbaumaßnahmen bevorstehen. Bereits 2017 hatte die ebv die Bewohner der Bestandsgebäude Memeler Straße 48 bis 56 und der Nathrather Straße 41 bis 45 angeschrieben und über die bevorstehenden Baumaßnahmen informiert. In der Zwischenzeit hat sich jedoch aus dem Dialog mit der Stadt die Bedeutung der Maßnahme für das Quartier deutlicher abgezeichnet, so dass die Baumaßnahmen nun auch bis dato unberücksichtigte Gebäude betreffen werden – die betroffenen Mieterinnen und Mieter konnten somit erst vor einiger Zeit benachrichtigt werden. Rund 50 Gäste aus der Mieterschaft folgten der Einladung.
Eingangs begrüßte Anette Gericke, Geschäftsführerin und Vorstandsvorsitzende der ebv, die Anwesenden, zu denen auch Herr Braun, Ressortleiter Bauen und Wohnen, und Herr Stoldt, Ressort Stadtentwicklung und Städtebau, der Stadt Wuppertal gehörten. Da die Ausgestaltung der Baumaßnahmen auf Basis eines Architektenwettbewerbs erfolgen soll, an dem 2018 sechs namhafte, erfahrene Architekturbüros teilnahmen, war das Architekturbüro HGMB, Düsseldorf, als Wettbewerbssieger durch Herrn Henning ebenfalls vertreten.
Frau Gericke, die als ebv-Architektin das Projekt mit auf den Weg gebracht hatte, fasste zunächst die Aufgabenstellung, die sich auch aus dem Dialog mit der Stadt Wuppertal ergeben hatte, zusammen. Sie erläuterte, dass die Gebäude in der Memeler Straße aufgrund ihrer historischen Fassade als typische Beispiele für Genossenschaftsbau als erhaltenswürdig eingeschätzt worden seien und die Baumaßnahme daher den Charakter des Straßenzugs erhalten solle. Die Gebäude der Nathrather Straße seien jedoch aufgrund der überalterten Bausubstanz und der schlechten energetischen Situation nicht zu retten und müssten zeitgemäßem Wohnraum weichen. Frau Gericke lud die Mieter beider Straßenzüge zum Dialog ein. Sie sicherte die volle Unterstützung für die bevorstehenden Herausforderungen zu und bot an, adäquaten Wohnraum im Quartier gemeinsam zu suchen, um die Baumaßnahme zu überbrücken oder dauerhaft ein neues Zuhause zu finden. Ab sofort gehen daher gekündigte Wohnungen im Raum Vohwinkel nicht mehr in die Neuvermietung, sondern werden Interessenten aus der Memeler Straße und Nathrather Straße vorrangig angeboten.
Die ebv visualisierte die Maßnahmenabschnitte mittels einer Karte, die die fünf unterschiedlich betroffenen Gebäudegruppen zeigte. Aufgrund von Anfragen aus der Mieterschaft wird noch im Jahr 2019 bei den Gebäuden der Memeler Straße 41 bis 53, die in die Großmaßnahme nicht einbezogen wurden, eine Bestandsaufnahme durchgeführt, um den Modernisierungsbedarf zu erfassen und dann weitere Schritte abzuleiten.
Warum ein Architektenwettbewerb?
Frau Gericke machte deutlich, dass im gesamten Quartier Tesche derzeit einige positive Entwicklungen anstehen, so dass man mit den Baumaßnahmen sowohl die optische als auch die verkehrliche Entwicklung im Auge zu halten habe. Dies sei auch Grund für den hohen Aufwand bei der Ausschreibung gewesen – in Bezug auf die Auswahl der eingeladenen renommierten Architekturbüros und der hochkarätig besetzten Jury. Frau Gericke benannte im Verlauf des Dialogs die ebv-Ansprechpartner, die in Einzelgesprächen die Wünsche der Mieter berücksichtigen und entsprechend nach Alt- und Neubauoptionen, Größe, Ausstattungsniveau und Preisvorstellung bei der Suche unterstützen und beraten. Zum Mietniveau nach der Neubau- und Sanierungsphase konnte die ebv noch keine konkreten Aussagen treffen, da die Planung noch nicht ausreichend weit fortgeschritten sei. Vor allem wolle man das barrierefreie Wohnraumangebot vergrößern. Eine Übersicht zum zeitlichen Ablauf zeigte, dass je nach Bauentwicklung auch innerhalb des Gebäudeensembles Wohnraum gewechselt werden könne, um die Neubauphase zu überbrücken.
So sieht die Vision Tesche aus
Herr Henning, Geschäftsführer und Dipl.-Ing. Architekt des Architekturbüros HGMB, stellte sich zunächst selbst als Wuppertaler vor. Die Möglichkeit zu diesem Projekt in seiner Heimatstadt empfinde er als sehr spannend. Im Detail stellte er dann die geplanten Ergebnisse vor. So wurden sowohl die historische Fassade der Memeler Straße visualisiert als auch die rückseitige Gebäudeerweiterung: Die Gebäude werden vollständig saniert, rückseitig wird durch Raummodule der Wohnbereich erweitert, und es werden Balkone integriert. Das Ergebnis werde ein „Hybridgebäude“ sein – eine Symbiose aus Alt und Neu. Aufzüge, wie sie von manchen Mietern gewünscht wurden, seien aus technischen Gründen hier leider nicht möglich.
Die Gebäude der Nathrather Straße werden vollständig durch Neubau ersetzt. Die Neubauten orientieren sich an der vorhandenen Gebäudelage, so dass der Grünstreifen zwischen den Straßenzügen und auch die Wegelage zwischen den Gebäuden ihre Luftigkeit und Attraktivität erhalten. Unsichtbar unter dem Grünstreifen werden Tiefgaragenplätze geschaffen, deren Anzahl nach Möglichkeit die gesetzlichen Vorgaben übersteigen sollen.
Der bislang aufgrund seiner Hanglage über Treppen zu querende Grünstreifen zwischen den Straßenzügen soll künftig ebenfalls barrierefrei werden und über Treppenhäuser sowie barrierefrei über Aufzüge Zugänge zu den neu geplanten Tiefgaragenplätzen bieten. Gleichzeitig bleibt viel Raum für gärtnerische Gestaltung.
Wichtige Hinweise gab Herr Henning auch für die Ausgestaltung des Wohnraumes selbst. Da die Planer des Büros HGMB eher konservativ und Gebäude von innen nach außen planen würden, achte man auf eine gute Bewohnbarkeit und darauf, dass auch alle konventionellen Möbel passen würden. Auch dem Bedarf nach größeren Küchenräumen wolle man gerecht werden. Die modernen Kellerräume würden mit hoher Qualität gebaut und seien mit den Kellern der Vergangenheit nicht vergleichbar. So seien die Räume mit einer Lüftung ausgestattet und böten zeitgemäße Trockenräume sowie Stellflächen für Kinderwagen, Rollatoren & Co.
Herr Braun, Ressortleiter Bauen und Wohnen der Stadt Wuppertal, teilte mit, dass basierend auf den Architektenplänen ein neuer Bebauungsplan erstellt werde, welcher im Laufe des Verfahrens der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde.
Frau Gericke teilte abschließend mit, dass man weiterhin im engen Dialog mit den Mietern bleiben wolle. Dies sei wichtig, um den künftigen Bedarf auch gemeinsam mit den Mietern entwickeln zu können. Es seien weitere Gespräche geplant, um über den Fortschritt zu informieren – eventuell seien diese nach Gebäudegruppen zu unterscheiden, um gezielter kommunizieren zu können.
„Ich kann die Menschen verstehen, die jetzt erstmal verunsichert sind. Es geht um ihr Zuhause. Unser ganzes Team ist daher vollauf damit beschäftigt, für diese Menschen Lösungen zu finden“, so Anette Gericke zu Veranstaltungsschluss.
Wer sich alle Pläne anschauen möchte, ist herzlich eingeladen:
Rathaus Barmen im Lichthof (Barrierefrei)
8.–12. April 2019, 9 bis 17 Uhr
Rathaus Vohwinkel im Ratssaal (1. OG)
15., 16., 18. April 2019, 10 bis 17 Uhr
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!