Heiß war es am Donnerstag, dem 23. Juni 2022, als sich die großen Türen des Kulturzentrums Immanuelskirche in Wuppertal-Oberbarmen öffneten. Drinnen wartete eine angenehme Kühle, so dass sich die eintreffenden 42 Vertreter*innen, acht Aufsichtsratsmitglieder und der Vorstand schnell akklimatisieren konnten.
Vorstandsvorsitzende Anette Gericke berichtete über den Arbeitsplan 2021/2022, über Modernisierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen sowie über personelle Veränderungen bei der ebv. Vorstandsmitglied Bernd Brochhagen legte die Zahlen, Daten und Fakten rund um die wirtschaftliche Lage der Genossenschaft dar. Im Anschluss hatte die Vertreterschaft die Gelegenheit, Fragen zu stellen.
Besonders gefreut haben wir uns darüber, dass unser ehemaliges Vorstandsmitglied Karl-Heinz Dohmen als gewählter Vertreter erstmals wieder teilgenommen hat.
Dank der aktuellen Coronabestimmungen konnte im Anschluss „fast wie früher“ ein kleines Get-together stattfinden, was von den Anwesenden sehr positiv angenommen wurde.
Wir danken allen anwesenden Vertreter*innen und dem Aufsichtsrat für ihren Zeiteinsatz und dem vorbereitenden Team für das große Engagement.
Im Rahmen der Vertreterversammlung haben wir uns die Zeit genommen, uns mit einigen bewährten und einigen neuen Vertreter*innen über das Verständnis der Vertreterrolle und über die Entwicklung der Genossenschaft auszutauschen. Einen kleinen Einblick möchten wir Ihnen hier geben.
„WIR SIND IMMER GERN IN DER VERTRETERVERSAMMLUNG GEWESEN.“
Gerda und Manfred Karp wohnen seit mehr als 60 Jahren bei der ebv. Seit den 60ern ist Manfred Karp fast durchgängig in der Vertreterversammlung und von 1979 bis 2001 war er auch im Aufsichtsrat der ebv aktiv. „Deine Frau war doch noch vor dir da“, scherzt der Sitznachbar.
Als ehemaliger Eisenbahner wohnte Manfred Karp zu Beginn stets mit lauter Kollegen im Haus. Da hatte man Verständnis füreinander, denn alle kannten Schichtdienst, wussten, wie wichtig es ist, den Vormittag für Nachholschlaf zu nutzen. Heute sind die Hausgemeinschaften bunt gemischt und man kennt sich weniger gut. „Am Anfang hatten wir ja noch Mitgliederversammlungen im großen Sitzungssaal bei der ebv. Das war richtig voll und es wurden viele Fragen gestellt“, erklärt Manfred Karp. „Wir sind immer gern in der Vertreterversammlung gewesen“, ergänzt Gerda Karp. Dass beide über 80 Jahre alt sind, merkt man ihnen bei so viel positiver Energie nicht an.
„WENN SICH JEDER EIN BISSCHEN EINBRINGT, STÄRKT DAS UNSERE GESELLSCHAFT UND UNSER SOZIALES GEFÜGE.“
Anke Drescher ist erstmals gewählte Vertreterin. Die junge Frau ist gern in der Natur unterwegs, hat in einem Praktikum in der „Station Natur und Umwelt“ aktiven Naturschutz erlebt und engagierte sich im BUND Jugend und in der Naturfreundejugend. Sie ist in einer ebv-Wohnung aufgewachsen, hat in einem Garten der Bahn-Landwirtschaft als Kind gespielt, im Eisenbahn-Sportverein schwimmen gelernt, Weihnachtsfilme über das Bahn-Sozialwerk genossen und ist trotz all dieser Prägung nicht bei der Bahn gelandet, sondern bei der Bezirksregierung Düsseldorf.
„Ich habe Anteile an sieben Genossenschaften – vom Dorfladen bis zur Energiegenossenschaft. Dividende gibt es selten, sondern es wird in den Erhalt der sozialen Struktur investiert“, erklärt Anke Drescher ihr Engagement. „Wenn sich jeder ein bisschen einbringt, stärkt das unsere Gesellschaft und unser soziales Gefüge“, vertieft Anke Drescher und macht damit sehr deutlich, warum sie hier mitmacht.
„ES GEHT DARUM, SICH EINZUBRINGEN UND MITZUGESTALTEN.“
1985 wurde Erich Bellgardt erstmals in die ebv-Vertreterversammlung gewählt: „Ich wurde damals vorgeschlagen. Da muss jemand geglaubt haben, ich sei der richtige Mann dafür.“ War er auch – seit nunmehr 30 Jahren ist er sogar Mitglied im Wahlvorstand und hat viele Entwicklungen verfolgt. „Früher waren nur Eisenbahner bei der ebv“, erinnert er sich. „Jetzt findet ein Generationenwechsel in der Vertreterversammlung statt und gleichzeitig sinkt der Anteil an Eisenbahnern. Ich habe mich sehr gefreut zu sehen, dass wir jetzt auch junge Leute für die Vertreterversammlung gewinnen konnten und sich auch Frauen für das Amt begeistern. Es geht nicht darum, um jeden Preis Kritik in der Vertreterversammlung zu äußern, sondern sich einzubringen und mitzugestalten. Ich hoffe, dass das auch das Ziel der jüngeren Generationen sein wird.“ Trotzdem denkt er auch mit einer Prise Wehmut an vergangene Vertreterversammlungen zurück: „Früher kamen auch mal ‚andere‘ Fragen wie: ‚Im Keller wird mit einem Teekessel Fußball gespielt. Das ist doch verboten, oder?‘ Diese Offenheit hat gutgetan.“ Wie sich die ebv als Vermieterin und Bauherrin in all der Zeit entwickelt hat, macht den seit 2006 in Haan-Gruiten Lebenden stolz: „Ich muss sagen, die ebv baut immer bessere Wohnungen. Und das immer noch zu einem annehmbaren Mietpreis.“
„ICH HÄTTE GEDACHT, DASS MEHR AUSTAUSCH STATTFINDEN WÜRDE.“
Mit Tante und Onkel, Vater und Mutter in der ebv-Vertreterversammlung entspringt Laura Engemann schon fast einer Vertreterdynastie. Die bescheidene junge Frau arbeitet in der Pflege und liebt ihren spannenden, bewegenden und abwechslungsreichen Beruf sehr. Genauso offen ist sie in die Vertreterversammlung gegangen. Die Idee, dass man informiert wird und die Chance hat, sich an Entscheidungen zu beteiligen, fand sie sehr motivierend. Die erste Vertreterversammlung hat sich auch gleich gut angefühlt. Besonders der Einblick in Projekte, die man ansonsten kaum mitbekommt, hat ihr gefallen. Ansonsten verfolgt sie auf der Homepage und bei Instagram, was sich bei der ebv so tut. „Ich hätte gedacht, dass mehr Fragen gestellt würden und mehr Austausch stattfinden würde“, erklärt Laura Engemann. Die Zurückhaltung der Anwesenden habe sich beim anschließenden Get-together aber schnell aufgelöst und sie habe einige Gespräche geführt.
Nachstehend finden Sie neben unseren Interviewpartnern (Porträts: Gerda Karp, Manfred Karp, Anke Drescher, Erich Bellgardt, Laura Engemann) auch einige Impressionen unserer diesjährigen Vertreterversammlung. Vielleicht wollen Sie sich beim nächsten Mal auch zur Vertreterwahl aufstellen lassen. Wir würden uns freuen.