125 Jahre ebv: Grund genug, einmal auf die Ursprünge zurückzuschauen. Eine Art „Keimzelle“ ist die heutige Kluse. Hier befand sich einst der Elberfelder Endbahnhof der 1848 fertiggestellten Bahnstrecke Dortmund–Elberfeld. Nur ein Gebäudeteil der ehemaligen Bahn-Zentralwerkstatt (teilweise integriert in den Neubau eines Discounters) und das ehemalige erste Stationsgebäude (Döppersberg 1, nicht zu verwechseln mit dem heutigen Hauptbahnhofgebäude) sind noch erhalten. Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigte die Reichsbahn hier immer mehr Menschen, und diese brauchten bezahlbare, menschenwürdige Wohnungen, möglichst in der Nähe ihrer Arbeitsstätten. Doch in der rasant wachsenden Großstadt Elberfeld mangelte es zu der Zeit generell an eben solchen Unterkünften.
Die 59 Arbeiter der Eisenbahnwerkstätten an der Kluse stellten im Jahr 1897 fest, dass nur zwei Familien eine Wohnung mit eigener Toilette hatten. Bessere Wohnungen waren nur für Familien mit wenigen Kindern zu bekommen. Die Eisenbahner beschlossen deshalb, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Sie begannen, Geld zu sammeln, mit dem sie Häuser kaufen wollten – mussten aber bald erkennen, dass sie auf diese Weise ihr Ziel nicht erreichen würden.
Um die Sache zu beschleunigen, wandten sie sich an die Eisenbahndirektion: Sie sollte ihnen dabei helfen, zwei Häuser in der Kluse zu erwerben, die man im Visier hatte. Das Vorhaben scheiterte, doch die Idee wurde weiterverfolgt, weitere Mitstreiter schlossen sich an. Das neue Ziel: eine Wohnungs- baugenossenschaft zu gründen, die selbst Häuser baut. Der Hintergrund: Am 1. Mai 1889 war das deutsche Genossenschaftsgesetz in Kraft getreten. Nun gab es die nötigen Rahmenbedingungen, um Wohnungsbaugenossenschaften zu gründen und zur Selbsthilfe aktiv werden zu können. 1892 wurden die damaligen königlichen Eisenbahndirektionen angewiesen, solche Selbsthilfeorganisationen der Eisenbahner zu unterstützen – und das sollte dann auch in Elberfeld geschehen. Am 14. Juli 1898 riefen 185 Bahnarbeiter den Eisenbahn-Bauverein Elberfeld ins Leben, der am 26. September 1898 in das Genossenschaftsregister eingetragen wurde. Dank eines Darlehens der Bahnverwaltung konnten bereits 1899 die ersten beiden Häuser mit 16 Wohnungen am Hesselnberg errichtet werden.
Heute sind wir als ebv offen für alle – und einer der größten Vermieter der Region.
Interessant zu wissen: Im ehemaligen Direktionsgebäude war über Jahrzehnte hinweg die Krankenversorgung der Bundesbahnbeamten (KVB) beheimatet – viele ebv-Mitglieder, die früher bei der Deutschen Bahn beschäftigt waren, sind bis heute dort krankenversichert. Als dieses Gebäude geräumt werden musste, kam es positiverweise nicht zur Schließung, sondern zu einem Neubau an der Dessauer Brücke. So konnten die Arbeitsplätze vor Ort erhalten werden. Die KVB beschäftigt am Standort Wuppertal auch heute noch 170 Mitarbeitende.